Meine Damen und Herren, ich darf Sie sehr herzlich zur aktuellen Ausgabe der Ausredenhitparade begrüßen! Wir präsentieren wieder die »Top Five« Ausreden, die Menschen am liebsten erfinden, um nicht ihre Träume und Visionen zu leben. Ihr dürft auf einige Knaller und Überraschungen gespannt sein! Wir starten los mit dem Neueinsteiger der Woche.
Platz 5: Ich weiß nicht, was ich will
Mit dieser schwungvollen Nummer hat der Interpret voll ins Schwarze getroffen. Jegliche Veränderung wird dadurch unmöglich. Ziele setzen? Visionen zumindest angehen? Fehlanzeige. Denn mit dieser Ausrede, setzt der Interpret schon früher an: Er weiß ja nicht, was er will. Was für ein genialer Text.
Der Interpret könnte sich zwar etwas intensiver damit auseinandersetzen, was ihn begeistern und erfüllen würde. Und dann einfach loslegen und der Freude folgen. Als Kind hat er das auf natürliche Weise so gemacht.
Aber nein, dieser Ausredenohrwurm erstickt jegliche Handlungsimpulse im Keim. Hier wird garantiert kein Tanzbein geschwungen. Wir dürfen darauf gespannt sein, wie lange sich diese Ausrede in den »Top Five« hält.
Wir machen gleich weiter im Programm. Von Platz 3 abgerutscht auf …
Platz 4: Ich kann das nicht
Das ist echter Rock’n’Roll, so wie wir ihn lieben. Mit rhythmischem Beat und eingängigen Melodien werden alle Gründe »runtergesungen«, wieso der Interpret genau das eben nicht erreichen kann. Nicht die nötigen Talente, nicht die passenden Fähigkeiten, nicht ausreichend Kontakte, schwierige Kindheit, schlechtes Wetter, blöde Sternenkonstellation etc.
Hey, das geht voll ins Ohr. Diese Ausrede ist zurecht schon die 6. Woche in Folge in den Charts.
Na ja, viele Fähigkeiten, Talente, Kontakte etc. entwickeln oder entdecken wir erst auf dem Weg. Aber darum geht es dem Interpreten ja gar nicht. Diese Ausrede ist eine Hommage an das bekannte Zitat von Walt Disney: »Wenn du es träumen kannst, dann kannst du es auch verwirklichen.« Nur eben anders herum. Herrlich tiefgründig mit einem dezenten Augenzwinkern.
Wir kommen zu unserem Chartbreaker der Woche. Die letzte Zeit überhaupt nicht mehr gelistet, steigt überraschend wieder ein auf …
Platz 3: Ich habe kein Durchhaltevermögen
Der Interpret wüsste ja, was er will. Er hätte auch die nötigen Talente und Fähigkeiten dazu. Allerdings würde es arg viel Geduld erfordern, bis er dieses Herzensprojekt umgesetzt bekommt. Er bräuchte dazu ganz vielAusdauer. Und diese hat der Interpret nicht. So sagt er zumindest.
Das ist momentan meine ganz persönliche Lieblingsausrede. Ich könnte sie mir Stunden lang anhören! Vor allem wenn wir bedenken, dass das die selben Leute sagen, die das Durchhaltevermögen und die Ausdauer besitzen, viele viele viele Jahre in einem Job zu verbringen, der ihnen so gut wie keinen Spaß macht. Diese Ausrede hat momentan am meisten Satiregehalt.
Meine Damen und Herren, langsam wird es spannend. Wer erobert diese Woche die Chartspitze? Wer hat das Ding diese Woche am überzeugendsten gerockt? Ein alter Bekannter wartet auf …
Platz 2: Ich habe kein Geld dafür
Mittlerweile ein Kulthit in der Ausredenszene. Sie erinnert etwas an den Songtext »Eine Mark für Charly, denn Charly kann nicht zahlen.«
Tja, ohne Moos nix los. Und erst recht nicht an der Träumeverwirklichungsfront. Der Interpret würde ja gerne, aber es fehlt ihm das nötige Kleingeld dazu, um endlich loszulegen. Es gibt kaum eine überzeugendere Nummer, die weltweit alle Kritiker zu Dauerapplaus bewegt. Nur stimmt das wirklich?
Geld für ein neues Auto oder eine schöne Reise ist komischerweise oft da. Wo kommt das her?
Viele Menschen haben also das Geld, nur wollen sie für ihre Visionen nix riskieren. Das Geld könnte dann weg sein. Da ist es vielleicht doch geschickter, einen neuen Fernseher zu kaufen. »Da weiß man, was man hat.«
Anderen fehlt tatsächlich das nötige Kleingeld. Hier stellt sich die Frage: Was ist mit den aktuellen finanziellen Mitteln möglich? Einfach, um in BeWEGung zu kommen. Später eröffnen sich oft neue Möglichkeiten.
Jetzt kommen wir zum Höhepunkt unserer Ausredenhitparade. Der King von diesem Ausreden-Ding! Ladies und Gentlemen, ich präsentiere … seit 36 Wochen unangefochten auf …
Platz 1: Ich habe keine Zeit dazu
Der Interpret würde ja gerne, aber der Alltag lässt ihm keine Zeit, sich den eigenen Visionen und Träumen zu widmen. In rhythmischem Sprechgesang, der an den Westcoast-Hip-Hop-Style der 90er Jahre erinnert, »rappt« der Interpret alle Gründe herunter, warum es eben nichtgeht:
Der Job, das Hobby, der Mann oder die Frau,
Onlineshopping, Offlineshopping und die Sportschau.
Facebook, Amazon und die Bundesliga,
Wenn das alles nicht wär, wär ich ein Überflieger.
Eine absolute Killerausrede, die sich schon relativ sicher Platz 1 der Charts des Jahres gesichert hat. Wieder diese unbequeme Frage: Stimmt das denn wirklich?
Im Jahr 2015 saßen in Deutschland die Menschen im Durchschnitt 223 Minuten täglichvor der Glotze. Das sind 3 Stunden und 43 Minuten. Und die Menschen schauten nicht nur den Telekolleg auf ARD alpha. Wir könnten das reduzieren, ohne dass die Welt gleich zusammenbricht. Wenn wir davon nur 1 Stunde nehmen, dann wären das in der Woche ganze 7 Stunden, um an der Verwirklichung eigener Träume zu arbeiten. Das ist fast ein Arbeitstag. Da lässt sich schon was bewegen.
Vielmehr ist das »Ich habe keine Zeit«-Ding ein Zeichen dafür, dass der Interpret dem Projekt nur wenig Bedeutung schenkt oder nicht an den Erfolg glaubt. Ansonsten würde er Möglichkeiten und Räume schaffen, um eben diese Zeit zu haben.
So, meine Damen und Herren, das war es wieder für heute. Sie dürfen gespannt sein auf die neue Ausgabe in genau einer Woche zur gleichen Sendezeit. Herzlichen Dank fürs Zuhören! Wir geben zurück in die Sendezentrale.
Auszug aus meinem Buch Herr Doktor, ich habe Visionen.
- Selbstverwirklichung forte: So heilst du den Schmerz des ungelebten Lebens - 18. März 2022
- Berufung finden: Eine Anleitung in 7 Schritten - 1. Februar 2022
- Über Corona, Corinna und andere Krisen - 30. März 2020